Vom Drogenkurier zum Life-Coach
Marco Deutschmann beeindruckt mit seinem Lebensweg Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen des Gymnasiums Wilhelmsdorf. Taugt ein ehemaliger Drogenkurier und verurteilter Straftäter zum Vorbild für angehende Abiturienten? In einem beeindruckenden Gastvortrag zeigt Marco Deutschmann, dass er mehr ist als das – dass sein Leben mehr ist als das und öffnet den Zuhörern den Blick in ein Leben, das sich liest wie ein Drehbuch.
Auf Einladung des Fördervereins des Gymnasiums hielt Marco Deutschmann zwei Vorträge in Wilhelmsdorf für angehende Abiturienten und Abiturientinnen und alle Interessierten. Von Beginn an, fesselt er die Zuhörer mit seiner Geschichte, die er wie einen Film vor ihnen abspielt. Angefangen mit seinem schlechten Schulabschluss und einer noch schlechteren Ausbildung und dem Wunsch als junger Mensch etwas zu erleben und die Welt zu sehen, nutzt er die Chance „Koffer von A nach B zu transportieren“ als Weg in die vermeintliche Freiheit: Brasilien. Dass sich in diesen Koffern Drogen befinden, verdrängt er. Beim vierten dieser Flüge wird Marco Deutschmann bei einem Zwischenstopp in Paris verhaftet und landet im Gefängnis. Hier beginnt seine eigentliche Erzählung über die dramatischen Zustände, Erlebnisse von Gewalt und seinem Versuch sich in dieser Welt – zu der er nie dazugehören wollte – zurechtzufinden. Insgesamt 7 Jahre verbringt er in französischen und deutschen Gefängnissen, die er als Summe physischer und psychischer Gewalt schildert. Und immer schwingt mit: Das Gefühl der Ohnmacht, der Ungerechtigkeit, der stummen Anklage an das System, das ihm das angetan hat und das ihn bis an den Rand des Selbstmords bringt.
Doch zum Glück endet die Geschichte hier nicht. Die Abiturienten hören auch, wie ein junger Mensch nicht aufgibt, sich wieder aufrafft, erkennt, „dass das Einzige, was hilft, Bildung ist“ und den Mut zum richtigen Handeln hat, seinen moralischen Kompass nicht verliert. Dem es gelingt „mit Fleiß und Disziplin“, als Jahrgangsbester aus dem Gefängnis heraus Abitur (1,5) zu machen, zu studieren und sich letztlich am eigenen Schopf aus dem Dreck zieht und ein neues Leben aufbaut. „Es gibt immer mindestens eine Lösung“, gibt er den Zuhörern am Ende mit.
Taugt das Leben von Marco Deutschmann als Vorbild? Die Schüler folgen dem Vortrag gebannt, aber nicht unkritisch. Sie hinterfragen die Entscheidung und die Unüberlegtheit der Drogentransporte, erkennen aber auch die Leistung, wieder zurückzufinden auf einen besseren Weg gegen alle Widerstände. „Auch, wenn diese Geschichte weit weg ist von meinem Leben, beweist sie, dass jeder sein Leben selbst in der Hand hat.“, erklärt eine Schülerin am Ende des Vortrags. „Es ist meine Verantwortung und meine Chance, was daraus zu machen.“, ergänzt ein Mitschüler. Und das gilt auch für alle kleinen Schritte und Entscheidungen des Lebens.